Wo sich bis Anfang der Neunziger Jahre noch die einzige Skipiste des südlichen Saarlandes befand, breitete sich nach deren Aufgabe die Gehölzvegetation ungehindert aus. Die ehemals überwiegend offene Wiesenlandschaft begann zu verbuschen, über drei Jahrzehnte etablierten sich Waldbäume und überwucherten die Streuobstbäume an den Hängen des Teufelsberg in Wahlschied. Als Ende 2019 unser Mitglied Andreas Thiel auf der schmalen baumfreien Schneise, die vom einstigen Skihang übrig geblieben war, eine Restpopulation der Berg- oder Waldeidechse (Zootoca vivipara) entdeckte, war klar, dass hier etwas passieren musste. Denn wie alle Reptilien braucht sie - anders als der Name es vermuten lässt - offene Bereiche - als Jagd- und Sonnenplätze. Auch sämtliche Blühpflanzen, bis auf eine Hand voll Allerweltsarten, die einst auf der artenreichen Wiese Insektennahrung für eine Vielzahl anderer Tierarten anlockten, waren bereits verschwunden.
Nachdem mit der Gemeinde Heusweiler ein Pachtvertrag geschlossen war, wurde ein erster Teil der Fläche aus eigenen Mitteln und Spenden privater Unterstützer eingezäunt und wurde Heimat von zwei aus einer nur-so-zum-Spass-Haltung stammenden Ziegen, die von nun an versuchten, gegen die Vegetation anzufressen.
Durch Zukauf wurde die Herde vergrößert, wodurch die Notwendigkeit eines größeren Stalles im Raum stand. Hier kam Unterstützung durch den damaligen Umweltminister Reinhold Jost, der das Projekt im Oktober 2021 besuchte
und sich dafür einsetzte, dass Saartoto Gelder für den Umbau des ehemaligen Lift-und Kassenhäuschens bereitgestellt werden konnten.
Zum Dank wurde das erste männliche Jungtier, das im Projekt geboren wurde auf den Namen "De Joschdt" getauft.
Die größer werdende Tierdichte auf der Projektfläche führte schnell dazu, dass die Gehölze mehr und mehr zurückgedrängt wurden und sich auf den neu entstehenden Grünlandflächen schnell eine artenreiche Pflanzengesellschaft mit hohem Blühaspekt ansiedelte, die eine Vielzahl von Schmetterlingen und Wildbienen anlockt. Auch der Dung der Tiere bildet eine wertvolle Lebensgrundlage für verschiedene Insekten, die wiederum Nahrung für Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Amphibien bieten. Die Blühpflanzenarten werden jährlich kartiert, um die Zunahme zu dokumentieren. Hier wurde schon im zweiten Jahr der Beweidung eine Zunahme von über zehn Arten gegenüber der nicht beweideten Referenzfläche aufgenommen.
Viele Artengruppen profitieren indirekt von der Beweidung: Gefäßpflanzen, Insekten, Reptilien, Amphibien, Vögel, Fledermäuse...
Doch einigen Vertretern dieser Artengruppen ist damit noch nicht geholfen, denn sie sind mittlerweile so selten und ihre Populationen so verinselt, dass sie es aus eigener Kraft nicht schaffen werden, Lebensräume zu besiedeln, die beispielsweise durch solche Beweidungsprojekte neu entstehen.
Aus diesem Grund läuft parallel zu dem Beweidungsprojekt ein Nachzuchtprojekt seltener Amphibien wie beispielsweise der Wechselkröte, mit dem Ziel sie wieder an geeigneten Lebensräumen anzusiedeln.
Zur erfolgreichen Durchführung einer solchen Ansiedlung braucht es neben der erfolgreichen Reproduktion und einer Genehmigung der Naturschutzbehörde nicht zuletzt auch den politischen Willen. Daran arbeiten wir.
Um das Thema ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken stellen wir auf Veranstaltungen regelmäßig unsere Tiere aus. Dankenswerterweise drehte 2021 der SR hierüber einen Beitrag für den Aktuellen Bericht.
Anfang 2023 war die Ziegenherde durch mehrere Geburten auf 13 Tiere gewachsen sodass nun der gesamte Hang beweidet werden kann. Zur Unterstützung der Ziegen, die hauptsächlich an den Trieben der Bäume und Sträucher fressen, kamen drei Soeyschafe dazu, eine kleine, recht scheue Schafrasse, die selbstständig die Wolle verliert und deshalb nicht geschoren werden muss. Die Tiere sollten die Grasbestände lückig halten um ein Mosaik von offenen Sonnenplätzen und höherem Bewuchs, wo am Boden lebende Tiere Deckung vor Beutegreifer finden können zu schaffen. Langfristiges Ziel ist hier eine halboffene, savannenähnliche Landschaft, die sich durch das unterschiedliche Fressverhalten verschiedener Pflanzenfresser zu hohem Strukturreichtum entwickelt, um eine möglichst hohe Artenvielfalt zu etablieren und verschiedensten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und Ernährungsgrundlage zu bieten.
Da die Ziegen hauptsächlich die Gehölze verbeißen und die Weideflächen während des Sommers kaum in den Griff bekommen wurden im Dezember 2023 zusätzlich zwei Dexter Kühe, eine Britische Zwergrinderrasse, angeschafft, deren Aufgabe es sein sollte, die Weiden kurz zu halten.
Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühjahrs wurde ein erstaunlicher Nebeneffekt sichtbar: Die Insektenmasse schien regelrecht zu Explodieren, was in kürzester Zeit dazu führte, dass die Anzahl der gesichteten Fledermäuse am Abendhimmel und die der Schwalben am Tag deutlich zunahm.
2024 war auch endlich einmal wieder ein gutes Jahr für Amphibien, die sich im Bereich des Tümpelbaches zu tausenden vermehrten und auf den Weiden der Projektfläche auf Insektenjagt gehen. Schlechter sah es dagegen bei den Reptilien aus – hier konnte bis Ende August, wohl hauptsächlich durch die schlechte Witterung im Frühjahr, keine Reproduktion festgestellt werden.
Um beiden Artengruppen zu helfen, sollen im kommenden Jahr – sofern die Finanzierung gewährleistet werden kann - Kleingewässer, Steinriegel und Sandflächen angelegt werden, wobei von letzteren auch vor allem die Wildbienen profitieren sollten.
Für jede Unterstützung hierfür sind wir dankbar. Kontakt: Andreas Thiel 0174 85 77 202