Beweidungsprojekt mit Ziegen

Die beiden schon laufenden Beweidungsprojekte des NABU Köllertal mit Steppenrindern (seit 2015) und Brillenschafen (seit 2020) zeigen, dass  die ganzjährig draußen weidenden Nutztiere mit ihrem Fraß, Tritt und Dung die Landschaft im Köllertal in großem Maße mitgestalten und wesentlich zu ihrer Artenvielfalt beitragen. So sind in der Köllertalaue Biber, Eisvogel und Wasseramsel als neue Arten heimisch geworden, Weißstörche kommen regelmäßig zur Nahrungsaufnahme, im Frühling diesen Jahres wurde erstmalig Neuntöter und Schwarzstorch gesichtet. Nächtliche Froschkonzerte beweisen auch, dass sich die Anzahl der Amphibien erhöht hat.
Umso erfreulicher, dass nun zwischen Lummerschied und Wahlschied ein weiteres Beweidungsprojekt entsteht und zwar mit Ziegen. Die recht steilen Wiesenflächen wurden früher vom Skiclub Wahlschied für Skiabfahrten im Sommer (Grasski) und Winter genutzt, das Kassenhäuschen und die Antriebsstangen für den Skilift stehen noch, obwohl bereits in den 90 er Jahren der Betrieb eingestellt wurde. Da das Mähen der steilen Flächen mit Traktoren nicht ungefährlich ist, hat die Verbuschung der Flächen schnell eingesetzt.

 

Die Initiative, diese Flächen offenzuhalten, ergriff dann Anlieger und NABU-Mitglied Andreas Thiel, der dort eine zahlenmäßig recht ordentliche Population der Waldeidechse (Zootoca vivipara) entdeckte.“ Die Waldeidechse braucht, wie alle Reptilien, Sonnenplätze um "auf Betriebstemperatur" zu kommen. Außerdem braucht sie geeignete Jagdgründe wo sich Insekten, Spinnentieren und sonstiges Krabbelgetier aufhält, hierfür sind extensive Weiden ideal“, so der ausgebildete Förster Thiel.
Die offene Wiesenfläche war aber leider  im Verschwinden begriffen, denn der letzte Rest davon drohte durch Sukzession total zu verbuschen. Dazwischen gibt es eine Menge Ameisenhügel, die für die Reptilien eine gute Nahrungsgrundlage liefern, aber auch die würden verschwinden wenn die Fläche zugewachsen ist. Ziel des Beweidungsprojektes ist es deshalb, eine halboffene Landschaft zu entwickeln, um einen hochwertigen Lebensraum für möglichst viele Arten zu schaffen und zu erhalten.

Die Gemeinde Heusweiler stellte dann Anfang des Jahres die gemeindeeigenen Flächen des Skihangs in kostenfreier Pacht zur Verfügung. Mit einem mobilen Elektrozaun begann Thiel die eine Hälfte des ehemaligen Skihangs einzuzäunen und mit 2 Ziegen zu beweiden. Als es dann wärmer wurde, stellte sich aber schnell heraus, dass die beiden Ziegen den wuchernden Brombeeren und Gehölzen nicht gewachsen waren. So wurden 3 weitere Ziegen (Thüringer Waldziege und Burenziegen) dazugekauft, die jetzt wertvolle Arbeit leisten:
Die Gehölze auf der Fläche werden keine Chance haben, der Einwuchs vom Rand her wird zurückgedrängt, kleine Bäume werden geschält und sterben ab. „Die grasige und krautige Vegetation, die von einer Heerschaar an Heuschrecken besiedelt ist, ist lückiger geworden, Blühpflanzen setzen sich durch, locken die typischen Schmetterlinge der mageren Wiesen und Weiden an - alles in allem hat sich die Fläche in der Kürze der Zeit sehr positiv entwickelt“ stellt Andreas Thiel erfreut fest.  Auch ist eine 2. Eidechsenart, die Zauneidechse (Lacerta agilis) unweit des Projektgebietes entdeckt worden. Es ist eine Frage der Zeit, bis sie ins Projektgebiet einwandert.
Wer das Projekt praktisch oder finanziell unterstützen möchte, kann sich mit Andreas Thiel (Tel: 06806-9527355) oder mit dem NABU Köllertal in Verbindung setzen (06898-2001995 oder nabu-koellertal@gmx.de).