Beweidung mit Ungarischen Steppenrindern

Seit September 2015 betreut die NABU-Ortsgruppe Köllertal ein weiteres Beweidungsprojekt im Rahmen des „Naturnahen Köllertals“: In der Köllertalaue zwischen Etzenhofen und Walpershofen grasen jetzt  ungarische Steppenrinder. Angefangen hat es mit drei Rindern, die aus dem „Arche-Park Warder“ in Schleswig-Holstein ins Saarland gebracht wurden. „Wir haben uns für diese Rinderart entschieden, weil sie vom Aussterben bedroht ist und weil sie in der ungarischen Puszta auch mit Feuchtwiesen keinerlei Probleme hat“ begründete der 2022 verstorbene saarländische Tierschutzbeauftragte Dr. Hans-Friedrich Willimzik diese Auswahl. 

Nachwuchs bei den Steppenrindern 2023

Bereits Ende März freute sich der NABU Köllertal über die Geburt eines Steppenrinder-Mädchens. Ein etwas holpriger Start für Mutterkuh und Kalb, denn für Mutterkuh „Raja“ war es die erste Geburt und sie benötigte Geburtshilfe. Doch danach gings bergauf und mittlerweile macht „Nala“ - so wurde sie liebevoll von einem der jüngsten NABU-Mitglieder getauft - große Sprünge neben ihrer Mutter. 

Anfang Mai gab es dann schon den nächsten Nachwuchs. Diesmal ein Bullenkälbchen. Für die Mutterkuh ist es bereits das zweite Bullenkälbchen. Ihr Junge aus dem letzten Jahr ist bereits kastriert und läuft nun als Ochse in der Herde mit, denn fest steht: es soll vorerst keinen weiteren Nachwuchs geben. „Auch wenn es immer ein tolles Ereignis ist, Nachwuchs in einer Herde zu bekommen, so müssen wir die Herde zukünftig kleiner halten“, so NABU-Vorsitzende Dr. Michaela Neudeck.

Bis Anfang des Jahres war die Rinderherde mit 12 Tieren einfach zu groß für die Fläche der Köllertalaue. Steppenrinder eignen sich sehr gut für die extensive Beweidung, jedoch darf die Weide auch nicht durch Tritt und Dung zu vieler Tiere überweidet werden. Alles soll in einem ökologischen Gleichgewicht bleiben. Im Februar verlies uns deshalb die Hälfte der Herde. Die 6 Tiere konnten zusammen an einen Hof in der Nähe von Köln vermittelt werden. Auch hier werden sie zur Landschaftspflege eingesetzt. Da die besonderen Tiere jedoch nicht ganz leicht zu vermitteln sind und aufgrund ihrer großen zur Seite ragenden Hörner auch in einem speziellen Anhänger transportiert werden müssen, möchten wir die Herde dauerhaft auf ca. 5 Tiere reduzieren. 

Eine kleine Herde hat viele Vorteile. So ist eine viel bessere Bindung zu den einzelnen Tieren und ein besseres Handling möglich. Jedes Rind hat seinen ganz eigenen Charakter. Man weiß übrigens auch von Kühen, dass sie lebenslange Freundschaften schließen. So haben wir eine ruhige und erfahrene Leitkuh in der Herde, die mit ihren 10 Jahren noch gut weitere 10 Jahre leben kann. Eine weitere Verkleinerung der Herde soll frühestens Ende des Jahres stattfinden. Die Kälbchen sollen jetzt erstmal in Ruhe größer werden. Eine Vermittlung wird auch nur im Doppelpack erfolgen. Interessenten gibt es bereits, z.B. von einem Tierpark in der Nähe von Freiburg, der selbst eine größere Herde Steppenrinder hält, so Michaela und Tobias Neudeck, die mit einer Handvoll von engagierten Mitgliedern des NABU Köllertal die Betreuung des Beweidungsprojektes kurzfristig seit Anfang Februar übernommen haben.

Projektleitung:  

  • Michaela und Tobias Neudeck 

Weitere Tierbetreuer: 

  • Manuel Schmidt und Helmut Detzler  

Kontakt:
0152- 33779255
0151-54892287

 

Unsere Steppenrinder-Paten:
Kälbchen "Nala": 

  • Olga Sofia Detzler-Mamelina

 

INFO-Tafeln von levoBank übergeben

Das schon seit 2015 laufende Beweidungsprojekt des NABU Köllertal mit Steppenrindern in der Köllertalaue zwischen Etzenhofen und Walpershofen zeigt, dass  die ganzjährig draußen weidenden Nutztiere mit ihrem Fraß, Tritt und Dung die Landschaft im Köllertal in großem Maße mitgestalten und wesentlich zu ihrer Artenvielfalt beitragen. So sind in der Köllertalaue Biber, Eisvogel und Wasseramsel als neue Arten heimisch geworden, Weißstörche kommen regelmäßig zur Nahrungsaufnahme, im Frühling diesen Jahres wurden erstmalig Neuntöter und Schwarzstorch gesichtet. Nächtliche Froschkonzerte beweisen auch, dass sich die Anzahl der Amphibien erhöht hat.

Um die Bevölkerung über diese positiven Veränderungen zu informieren, wurden am Beweidungsgebiet 2 Informationstafeln aufgestellt, die von der levoBank finanziert wurden. Levo-Vorstand Kirsten Meeß betonte dabei, dass es ein Anliegen der levoBank sei, solche nachhaltigen Projekte zur Verbesserung der Artenvielfalt zu unterstützen. Lob gab es auch von Bürgermeisterin Denise Klein, die versprach, das von der Bevölkerung sehr positiv bewertete Projekt im Zukunftsprojekt „Klimagarten Köllertal“ weiter zu fördern. Projektleiter Peter Telli schlug vor, am Beweidungsgebiet Ruhebänke aufzustellen, damit Naturliebhabern längere Beobachtungen ermöglicht werden. Wer das Projekt personell oder finanziell unterstützen möchte, kann sich beim NABU Köllertal (nabu-koellertalgmx.de) melden.

Nachwuchs bei den Steppenrindern im April 2021

Große Freude beim NABU Köllertal und den Steppenrinder-Betreuern Peter Telli, Marian Becker, Bernd Johannes und Sebastian Mann: rechtzeitig zu Ostern gibt es zweifachen Nachwuchs bei den aus Ungarn stammenden Graurindern. Sie zählen zu den Robustrinderrassen und beweiden ganzjährig seit 2015 die Köllertalaue zwischen Etzenhofen und Walpershofen. Steppenrinder sind für ihre Leichtkalbigkeit bekannt: die Geburten finden problemlos auf der Weide statt, auch das Anbringen der Ohrmarken war in diesem Jahr für die Tiere stressfrei. Die beiden Kälber (eines männlich, eines weiblich) können jetzt bei guten Bedingungen in der warmen Jahreszeit aufwachsen.
Die Herde wird dadurch jedoch nicht größer, denn die beiden weiblichen Jungtiere aus dem Vorjahr werden wieder an den Hufhof in Nohfelden-Eiweiler verkauft. Auf dem Bioland-Betrieb am Petersberg gehören sie dann zu einer großen Steppenrinderherde, die mithilft, die Landschaft auf Saarlands höchstem Berg freizuhalten und damit Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Steppenrinder werden immer mehr als gute Futterverwerter und Landschaftspfleger geschätzt, denn sie kommen gut mit hartem Gras und auch mit Feuchtigkeit zurecht.
Lediglich im Winterhalbjahr muss zugefüttert werden und das sind dann etwa 700 Ballen Heu, die für die Herde notwendig sind. Wer das Beweidungsprojekt unterstützen will, kann deshalb eine Patenschaft für die Steppenrinder übernehmen. Weitere Informationen beim NABU-Vorsitzenden HJ Schmidt, Tel: 06898-65710.

Info-Tafel für das Beweidungsprojekt

Zwei Info-Tafeln an der Weide geben weitere Hinweise zum Beweidungsprojekt:

Erweiterung der Steppenrinderweide

Bereits im Frühjahr 2017 begannen die vorbereitenden Gespräche zur Erweiterung der Steppenrinderweide, bei einer ersten Begehung (siehe Foto) sahen wir eine verwilderte Fläche, die früher bereits als Weide genutzt wurde, seit mehr als 20 Jahren aber weder beweidet noch gemäht wurde.

Die etwa 2 Hektar große Fläche gehört komplett der Stadt Püttlingen, so dass es kein Problem war, einen entsprechenden Pachtvertrag abzuschließen, der die Zustimmung des Stadtrates fand. Im Winter begannen NABU-Mitarbeiter bereits mit der Beseitigung alter Stacheldrähte und Baustahlmatten. Es war erstaunlich, wieviel Drähte von der ehemaligen Beweidung  sich noch in der Natur befanden und eine Gefahr für Greifvögel und Rehe waren. 

Entsprechende Pressemitteilungen führten dazu, dass das Berufsbildungszentrum im benachbarten Völklingen seine Mitarbeit anbot. Mehrere gemeinsame Besprechungen, darunter auch eine Beteiligung des NABU Köllertal am Pädagogischen Tag des BBZ führten dazu, dass ein offizieller Kooperationsvertrag zwischen BBZ und NABU unterzeichnet wurde.

Im April 2018 war es dann soweit: Schülerinnen und Schüler des BBZ Völklingen halfen Peter Telli die Pfosten für den Weidezaun in den Boden zu rammen, mit Schablonen wurden dann Löcher in die Robinienpfosten gebohrt, in die dann die Isolatoren gedreht wurden. Ein Vormittag reichte aus, um die Hälfte der Fläche einzuzäunen. Insgesamt wurde ein stromführender Zaun, aufgeteilt in 3 Spanndrähte in 45, 90 und 120 cm Höhe von etwa 1000 m Länge aufgestellt. Da sich ein Biber ausgerechnet in diesem Teil der Köllerbachaue angesiedelt hat, führt der unterste Spanndraht keinen Strom. 

Die Fläche sah vor der 1. Beweidung damals so aus:
Aufgrund fehlender Beweidung und unterlassener Mahd hat sich eine große Brennesselflur  sowie eine von Goldrute dominierte Hochstaudenflur entwickelt. Dazwischen gibt es Nasswiesen mit Mädesüß und Sumpf-Kratzdistel, im Innern dann ein Röhricht-Komplex mit Schilf, Seggen-Riede und Rohrkolben. In Gesprächen mit dem Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz wurde festgelegt, dass diese Biotopfläche auch wegen der dort vorkommenden Amphibien von der Beweidung ausgegrenzt wird und erst im Herbst zur Beweidung freigegeben wird. Auch der Quellbereich, der diese Biotopzone ganzjährig mit Wasser versorgt, wurde von der Beweidung ausgeschlossen.
Da die Möglichkeit bestand, diese Fläche als ökologische Ausgleichsmaßnahme für ein Neubaugebiet in der Gemeinde Eppelborn anzuerkennen, begann die agstaUMWELT GmbH, eine Arbeitsgruppe Stadt- und Umweltplanung GmbH, im Juli 2018 mit Voruntersuchungen zu Pflege- und Entwicklungsplanung. 
Im Juni 2018 begann die Beweidung auf den übrigen Flächen und die Tiere leisteten wertvolle Arbeit, denn Brennesseln und Disteln wurden immer weniger und im Herbst sah die Fläche schon so aus:

Lediglich mit Brombeeren haben die genügsamen Tiere Probleme. Inzwischen umfasst die Herde 1 Stier, 3 Rinder und 3 im Frühjahr geborene Kälbchen. Der Nachwuchs aus dem vergangenen Jahr (3 Kälber) wurde in ein Beweidungsprojekt in der Eifel verkauft.
Von dem Energieunternehmen „Energis“ wurde Stromleitungen, die über das Beweidungsgebiet liefen, unterirdisch verlegt. Die beiden Betonpfosten wurden an den NABU Köllertal übereignet. In Zusammenarbeit mit dem BBZ Völklingen wurden dann Storchennistplattformen und Nistkästen für Turmfalke/Dohle und Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse gebaut und dann gemeinsam aufgestellt.

Bei einem Ortstermin mit Evelyn Moschel, der neuen Naturschutzbeauftragten der Stadt Püttlingen und mit Martin Brill vom Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) am 22. Mai 2019 wurde die positive Entwicklung der erweiterten Beweidungsfläche festgestellt; das LUA hat unserer Ortsgruppe bestätigt, dass die Beweidung als ökologische Ausgleichsmaßnahme anerkannt wird.
Inzwischen hat die Stadt Püttlingen uns weitere 2 Hektar Wiesenfläche direkt im Anschluss in der Talaue verpachtet, die bisher von einem Landwirt jährlich gemulcht und als „Stillegungsfläche“ abgerechnet wurde. Entsprechend artenarm präsentiert sich diese Fläche mit großenBrennessel- und Rainfarnflächen. Wir werden sie im Juli erstmals mähen und wollen sie dann im Herbst wieder zu Beweidungszwecken einzäunen. Deshalb wäre eine weitere Unterstützung durch Paten sehr hilfreich.

Unterstand für die Rinder

Inzwischen wurde ein Unterstand gebaut, auf einem Teilstück der Beweidungsfläche wurden im Herbst 10 Obstbäume gepflanzt.

Geplant ist  jetzt eine Erweiterung der Beweidungsflächen entlang des Köllerbachs Richtung Püttlingen auf städtischem Gelände. Bestellt ist bereits ein Bulle, der nun in Brandenburg abgeholt werden muss. Dank einer Spende von 2000 € durch die VSE konnte dessen Finanzierung gesichert werden. Wir können dann damit rechnen, dass es 9 Monate später auch bei den Steppenrindern Nachwuchs gibt. 

Sponsoren für das Projekt

Das alles kostet natürlich auch Geld für den Tiererwerb, Einzäunung, Bau des Unterstandes, Winterfutter, Versicherung…

“Deshalb sind wir heilfroh, dass es inzwischen viele Sponsoren gibt, die das Projekt finanziell unterstützen“, so der NABU-Vorsitzende Hans-Joachim Schmidt, der bereits bei der Ankunft der Steppenrinder einen Scheck über 1500 € von der Abbruchfirma Michaely und der KST-Betontankstelle erhielt.

Inzwischen haben weitere Sponsoren beim Aufbau des Stalles mitgeholfen und die VSE hat begonnen, die Stromleitungen unterirdisch zu verlegen, so dass die beiden Strommasten für Nisthilfen für Störche und Schwalben genutzt werden können. Nach der Ankunft des Bullen werden alle Sponsoren, Helfer und Unterstützer zu einer Einweihungsfeier im September eingeladen.